Schüler schauen gern nach vorn Musical-Proben in der Neckarsulmer Hermann-Greiner-Realschule laufen auf Hochtouren - Bald Premiere Auf dem Schulhof der Hermann-Greiner-Realschule in Neckarsulm spielen zwei Jungen Basketball. "Hohlstunde - wir werfen ein paar Körbe ", sagt der Jugendliche. Es ist Freitagvormittag. Vor wenigen Minuten hat es zur fünften Stunde geläutet. Die Flure im Schulgebäude sind wie ausgestorben. Gesang ist zu hören - ganz leise. Auf dem Weg in den zweiten Stock werden die Stimmen lauter. Plötzlich öffnet sich die Tür zum Zimmer mit der Nummer 235. "Man sieht Wunder und manchmal auch Leid...", schallt es heraus. Hier kommt also der Gesang her. Im Musikzimmer der Greiner-Realschule finden gerade die Gesangsproben zum Musical "Fame" statt, das am Samstag, 5. Juli, Premiere feiern soll. Acht-, Neunt- und Zehntklässler sitzen auf harten Holzstühlen im Halbkreis - zehn Jungen, 15 Mädchen. In der Ecke steht ein Klavier. Darauf begleitet Musiklehrer Julius Würz die jungen Musical-Darsteller. "Aufrecht hinsetzen, hängt nicht so in den Stühlen", ruft er, "so wie ihr sitzt, klingt ihr auch. " Der Pädagoge schaut in die Runde - vorwurfsvoll über den Rand seiner Brille. Das leise Gekicher der Schüler verstummt. Ein Mädchen steht auf und verlässt das Zimmer. Draußen auf dem Gang bückt sie sich nach ihrem Rucksack, holt eine Flasche Sprudel heraus und nimmt einen kräftigen Schluck. "Ich habe noch nie so viel Zeit in der Schule verbracht", sagt Celina Wosnitza . Aber sie habe auch noch nie so viel Spaß in der Schule gehabt wie zurzeit, erzählt die Neuntklässlerin. "In der Woche vor der Premiere haben wir keinen Unterricht, da wird geprobt", sagt die 15-Jährige. Davor hätten die "Fame"-Darsteller nur drei Schulstunden pro Woche geübt: montags zwei Stunden lang tanzen, donnerstags eine Stunde Gesangsprobe. Aber jetzt gehe es richtig zur Sache, sagt Celina Wosnitza. "Nur Sopran jetzt, bitte", sagt Lehrer Würz. Mit einem Fingerschnippen ermahnt er die Jungen in seinem Rücken zur Ruhe. "Gut, gut. Wer nicht höher kommt, bleibt einfach auf dem F, das ist hoch genug", sagt er den Mädchen zugewandt und ist mit seinen Darstellern sichtlich zufrieden. Dann schaltet er den Recorder ein, der neben seinem Klavier auf dem Boden steht. Jetzt wird das nächste Stück geübt. Alle Schüler stehen auf und stimmen kräftig mit ein. Ein junger Mann trommelt den Takt auf seinem Bauch, die Mädchen schwingen rhythmisch mit den Armen und wippen mit der Hüfte. Kaum Zurückhaltung - die meisten singen aus voller Kehle und jagen Schauer über die Rücken ihrer Zuhörer. Dann betritt Sportlehrerin Sigrid Pollmächer das Musikzimmer. Die Schüler folgen ihr hinunter in den Innenhof der Schule. Dort wurde vor kurzem die Bühne aufgebaut. Heute können die Musical-Darsteller ihre Tanzschritte zum ersten Mal auf den Brettern, die die Welt bedeuten, proben. Lehrerin Beate Stief-Finkbeiner ist zuständig für Choreographie, Maske und Bühnenbild: "Es gibt große Unterschiede ", sagt sie, "manche Schüler haben viel Talent und arbeiten hart an sich, andere strengen sich zwar an, können aber nicht aus sich rausgehen." Beate Stief-Finkbeiner schaltet die Musikanlage ein, spricht ins Mikrophon ihres Headsets, gibt den Tänzern Anweisungen: "Nach vorne schauen, sucht euch einen Punkt, den ihr fixieren könnt!" Schon fast synchron gehen die Köpfe von rechts nach links, dann geradeaus. Manche der Laiendarsteller tanzen mit hängenden Schultern und leerem Blick, andere strahlen und bringen richtige Broadway-Atmosphäre rüber. Aber eins haben alle gemeinsam - allen Schülern der Hermann-Greiner-Realschule scheint es Spaß zu machen. In einer Woche soll die Premiere steigen. "Ich habe schon ein bisschen Lampenfieber ", sagt Franziska Massa aus der zehnten Klasse. Sie wird die Rolle der Serena tanzen und singen. Ihre Realschul-Abschlussprüfungen hat sie bereits hinter sich: "Von den Zehntklässlern, die beim Stück mitspielen, hat jeder bestanden, so viel ich weiß", sagt sie. Mit der mittleren Reife in der Tasche ließe es sich gelassen in die Zukunft schauen. Ihre Kollegen singen gerade die letzten Liedzeilen des Stücks: "Schau nur nach vorne, pack' es an!" |
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