Das Projekt

Philosophie und Geschichte



30 Jahre lang wurden an der Hermann-Greiner-Realschule in Neckarsulm Musicalproduktionen realisiert, die bundesweit Maßstäbe für die Theaterarbeit an Schulen gesetzt hatten. Dank des außergewöhnlichen Engagements von Lehrkräften und vieler Ehrenamtlicher war ein Projekt entstanden, das in den vergangenen Jahren für begeisterte Zuschauer und Presse aus ganz Deutschland sowie hohe Auszeichnungen gesorgt hatte. Die Besonderheit einer Inszenierung unter freiem Himmel im eigenen Schulhof stattfinden zu lassen, musste 2017 leider dem Umstand weichen, dass die Hermann-Greiner-Realschule im Rahmen einer vierjährigen Umbauphase generalsaniert wird. Zudem waren die Sicherheitsanforderungen und die Kosten bei Open-Air Aufführungen immer mehr gestiegen. Die letzte Produktion fand in der Neckarsulmer Ballei einen neuen Spielort, wo mit professionellem technischen Aufwand das in monatelanger Arbeit einstudierte Stück „Natürlich Blond“ von den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern in sechs Vorstellungen zum Besten gegeben wurde.

 


Die Geschichte

Als wir 1987 das Musical „Cats“ von Andrew Lloyd Webber inszenierten, ging eine riesige Welle der Begeisterung durch unsere Schule, die alle Beteiligten motivierte, zukünftig solche Projekte alle zwei Jahre anzugehen.

Einen Saal verzaubern Offenheit und Leistungsbereitschaft
Was Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mit „Cats“ zustande gebracht haben, steht weit über Vergleichbarem und hatte streckenweise professionellen Zuschnitt. Speziell in zwei Bereichen setzte sich die Aufführung über Schulmaßstäbe hinweg: Ton- und Lichttechnik sowie Choreografie.

Viele der mitwirkenden Schülerinnen und Schüler sind durch die künstlerische Arbeit gereift und in ihrer Persönlichkeitsstruktur positiv beeinflusst worden. Hemmschwellen wurden abgebaut, die Jugendlichen lernten ihre Möglichkeiten kennen und das Gefühl, einen ganzen Saal zu verzaubern. Der Auftritt gab die Chance, aus der anonymen Masse herauszutreten, etwas Besonderes und Eigenständiges zu leisten.

Dieses für unsere Schule so wichtige Pilotprojekt „Cats“ formte Teams aus Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, die zum Teil bis heute funktionieren. Einige Mädchen und Jungen sind im Laufe der seit in Leitungsfunktionen hineingewachsen und als „Ehemalige“ gerne bereit, bei neuen Projekten die gelernten Fähigkeiten einzubringen…

Die gute Erfahrung mit „Cats“ erzeugte eine positive Grundstimmung bei allen Beteiligten: Lehrerkollegium, Schulleitung, Schülerinnen und Schüler, Eltern, Hausmeister, Förderverein der Schule und Stadt. Es herrschen Offenheit und Leistungsbereitschaft gegenüber neuen Herausforderungen.

Ein Team mit viel Know-how Niemand sollte überfordert werden
Ein Musicalprojekt dauerte in der Regel zwei Jahre. Im ersten Jahr nach einer Aufführung wurde zunächst der Projektverlauf ausgewertet, aufgetretene Probleme wurden diskutiert, um sie bei zukünftigen Projekten zu vermeiden. So entstand in 30 Jahren ein Team mit viel Know-how: die Musical-AG. Eine wichtige Voraussetzung für die langfristige Arbeit konnte durch die Wiederholung von Projekten erreicht werden.

Zusätzlich wurden bei den letzten Umbaumaßnahmen an der Hermann-Greiner-Realschule Räume für die Musicals geschaffen: ein gut ausgestatteter Musiksaal und ein zusätzlicher Schulhof, der Platz für Freilichtaufführungen mit über 700 Zuschauerinnen und Zuschauern bietet. Mit jeweils sechs Vorführungen pro Inszenierung konnten deshalb mehr als 4.000 Gäste begrüßt werden.

Die Auswahl eines Musicals übernahmen Lehrkräfte und Mitglieder des Leitungsteams. Bei der Auswahl versuchten wir möglichst Werke zu finden, die unseren Schülerinnen und Schülern thematisch entgegenkommen.
Dann luden wir die Interessierten zu einem Vorsingen und Vorsprechen ein. Um eine Bühnenrolle zu bekommen, mussten sie die notwendigen Fähigkeiten im Bereich Gesang, Tanz und Schauspiel mitbringen.

Diese Fähigkeiten wurden im normalen Musik- oder Sportunterricht ständig geübt und präsentiert, so dass die Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler, die eine Projektteilnahme anstrebten, auch im Unterrichtsalltag spürbar wurde. Wir versuchten, niemanden zu überfordern. Nach der Auswahl, die in der Regel sechs Wochen nach Beginn des Schuljahres stattfand, wurden die Rollen je nach Fähigkeit und Charakteristik der Bewerberinnen und Bewerber besetzt. Rollen, die für Schülerinnen und Schüler nicht in Frage kamen, übernahmen „Ehemalige“ oder Externe. Auf gleiche Weise wurde das Orchester besetzt.

Dietmar Wenzel, ehem. AG-Leiter